Über das Erzählen

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Meine Kriminalgeschichten sind keine «Romane», sondern «Erzählungen». Das hat seinen Grund. Als ich einst auf einer Reise in Südalgerien weilte, sassen wir am Abend am Feuer und erzählten uns unter dem Sternenhimmel Geschichten. Was anderes hätte man in der Wüste sonst tun sollen. Als ich wieder nach Basel zurückgekehrt war, blieb dieses Erlebnis in mir haften. Wenige Jahre später folgten «Erzählnächte», bei denen sich an Geschichten interessierte Leute bei Feuerschein und Tee trafen, um sich diese zu erzählen. Meistens Erlebtes, manchmal auch frei Erfundenes. Genau so verhält es sich mit meinen Kriminalerzählungen. Es sind erzählte Geschichten, in denen sich Erlebtes, Erinnertes und frei Erfundenes verschränken. Eine mündlich vorgetragene Geschichte ist in der Regel von gebotener Kürze. Das gilt in gleicher Weise für meine Kriminalerzählungen. Meinem Schreiben liegt diese alte Tradition des Erzählens und Überlieferns zugrunde.

Gedanken zur Kriminalerzählung

Geht es Ihnen manchmal auch so wie mir? Ich lese einen Krimi – zum Beispiel von Hansjörg Schneider, ich halte Hunkeler in der Wildnis der Hand – und tauche in eine andere Welt ein. Lebe mit Hunkeler im St. Johann oder im Elsass. Wunderbar! Es ist dann, als würde ich nach Hause kommen.  Die Gegend ist mir schon vertraut, das «Personal» gleichermassen. Schneiders Kriminalromane sind ohne «Action». Der Blick auf den Menschen und sein Tun sind der Reiz dieser Erzählungen. George Simenon war diesbezüglich ein Meister. Warum Kriminalerzählungen im erlauchten Kreis der schönen Literatur oft gering geschätzt werden, kann ich nicht verstehen. Und Sie, die gerne Krimis lesen, wahrscheinlich auch nicht. So hoffe ich, dass es Ihnen genau so geht wie mir: Sie wechseln für ein paar Stunden in die Welt des Oskar Behrens und kehren danach in ihren Alltag zurück – fast mit ein bisschen Wehmut und der Vorfreude, bald wieder mit Behrens und Lutzi auf Erkundung zu gehen. Wenn dem so ist, haben meine Kriminalerzählungen ihren Zweck erfüllt.

Der Erzähler

Franz Osswald lebt in Basel und arbeitet als Sekretär und Mitarbeiter in einer Buchhandlung – beides als Quereinsteiger. Drei Jahrzehnte schrieb Osswald für Zeitungen und Zeitschriften, mal als freier Journalist, mal als Redaktor. Im Nebenamt wirkt er als Sigrist an der Basler Predigerkirche. Seine Kriminalerzählungen schreibt er ganz nebenbei als reines Hobby und aus Freude am Fabulieren. Als Journalist musste er meist schreiben, was andere ihm vorgaben. Nun kann er Geschichten frei erfinden. Seine Kriminalerzählungen spielen in der Region Basel und erscheinen im verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher. Franz Osswald ist Mitglied der Autorenvereinigung Das Syndikat.


Der Erkunder

Oskar Behrens, freier Journalist von Beruf, ist ein Eigenbrötler. Er liebt (nebst seinem Freund Walo) sein Waldhorn, seinen Musikverein, klassische Musik, köstliche Vesperplättchen, ein kühles Glas Weisswein sowie Spaziergänge mit seinem Hund Lutzi. Am liebsten trägt er kragenlose Hemden, ärmellose Pullover, Kappe oder Strohhut und Zoccoli, Relikte aus der Zeit seiner Jugend. Behrens ist ganz unverkennbar ein Kind vergangener Tage. Bei seinen Fällen lässt er sich von seinem Gefühl leiten Behilflich bei den Erkundungen sind ihm der Polizist im Ruhestand Arthur Brenneisen, dessen Frau Lisa, Pfarrer em. Werner Vogel sowie sein alter Schulfreund Markus. Und natürlich Walo, der ihm in (fast) allen Lebenslagen beisteht.


Der Begleiter

Lutzi, Behrens' Hund (sein Begleiter seit Schattenreime), heisst im richtigen Leben Mara und ist ein Weibchen. Sie ist wie Lutzi ein Findelhund, aber eben kein Deutscher Pinscher, sondern eine «reinrassige» Strassenmischung. Mara ist eine temperamentvolle Hundedame aus dem Süden Spaniens, die gerne auf Mäusejagd geht (wenn sie nicht gerade ein Schläfchen hält). Spaziergänge mit Mara sind ein tägliches Ritual im Alltags von Franz Osswald.

Über die Musik

In meinen Kriminalerzählungen nimmt die Musik gebührend Raum ein: Oskar Behrens spielt Waldhorn (das ich anfangs auch einmal lernen wollte – es wurde dann aber die Trompete). Musik spielt eine vielseitige (ja oft eine «vielsaitige») Rolle in den Handlungen meiner Bücher. Gut zum Ausdruck kommt das in «Stimmungstief». Musik ist unweigerlich der direkteste Weg zu den Emotionen eines Menschen. Mehr noch, als Worte es können. Davon bin ich – als Schreibender – fest überzeugt.

Anlässe und Kontakt

Mein Leitsatz als Schreiberling:

 

«Reden ist Silber,

Schreiben ist Gold.»

 

Oder nach Hansjörg Schneider:

 

«Bücher sind zum Lesen da,

nicht zum darüber Reden.»

 

Deshalb schreibe ich und rede nicht. Die Kriminalromane sind mein Beitrag an die Literatur. Ansonsten kehre ich dem Literaturzirkus den Rücken. Aus selbigem Grund verzichte ich auch auf eine Mailadresse.

Zum Hintergrundbild vom Heuberg

«Er folgte dem Heuberg zwischen den alten Bürgerhäusern hindurch. Diese Gasse war wie gewachsen, nicht auf dem Reissbrett schnurgerade entworfen, sondern Haus an Haus gebaut in leicht schlängelnder, fast tänzerischer Bewegung.» 

Aus: Hansjörg Schneider, Tod einer Ärztin. Bild: Michael Bader

Leseempfehlungen

Kriminalromane:

- Hansjörg Schneider, alle zehn Hunkeler-Krimis - Werner Schmidli, Der Mann am See / Guntens stolzer Fall - Pierre Magnan, Der Mörder mit der schönen Handschrift / Das Zimmer hinter dem Spiegel / Laviolette auf Trüffelsuche - Alexander Heimann, Die Glätterin / Nachtquartier - Paul Wittwer, Giftnapf - Oskar Stöcklin, Es geht ein böses Ding herum - Susie Schmid, Himmelskönigin - Sunil Mann, Fangschuss - Georges Simenon, sämtliche Maigret-Kriminalromane - Alfred Kormarek, Polt - Valerio Varesi, Der Nebelfluss / Die Pension in der Via Saffi - Andrea Camilleri, Das Ende des Fadens - Jacques Berndorf, alle Eifelkrimis.

 

Belletristik, Prosatexte:

Hansjörg Schneider, Spatzen am Brunnen / Die Eule über dem Rhein / Im Café und auf der Strasse - Arno Camenisch, Der Schatten über dem Dorf - Christian Haller, Sich lichtende Schatten - Urs Feas, Raunächte / Paris. Eine Liebe / Als hätte die Stille Türen - Gerhard Meier, Ob die Granatbäume blühen - Vladimir Sorotkin, Der Schneesturm - Georges Simenon, Die grünen Fensterläden - Nikolai Gogol, Die Nacht vor Weihnachten - Christoph Ransmeyer, Die letzte Welt - Joseph Freiherr von Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts - Hans Christian Andersen, Bilderbuch ohne Bilder.

 

Belletristik, Lyrik:

- Sascha Garzetti, Und die Häuser bewegen sich doch / Mund und Amselfloh - C.F. Meyer, Sämtliche Werke, Bd. 1, Gedichte - Hilde Domin, alle ihre Gedichte - Erich Fried, Liebesgedichte - Rainer Brambach, Gesammelte Gedichte.


«Mein» Verlag

Der verlag regionalkultur pflegt in

seinem Programm den regionalen

Gedanken. Das gefällt mir an ihm.

Er passt zu meinen Erzählungen,

die grösstenteils in Basel, in der

Landgemeinde und hin und wieder

an etwas weiter entfernten Orten

spielen, und so ebenfalls ein Stück

Regionalkultur darstellen.